Dem von der Professur Theorie medialer Welten organisierten Workshop vorausgegangen war am Abend zuvor ein Vortrag zum selben Thema im gut gefüllten Oberlichtsaal. Während der Abendveranstaltung wurde bereits deutlich, dass bei der Entwicklung von Technologien Werte in den Prozess der Gestaltung einfließen, oftmals sogar unbewusst. Um wertsensiblere Forschungstechnologien verantwortungsbewusst zu entwickeln, plädiert Prof. Simon unter anderem für eine stärkere Integration der geistes-, sozial- und technikwissenschaftlichen Disziplinen im gesamten Verlauf der Forschung und Innovation.
Konkreter Ausgangspunkt für die erste Hälfte des Workshops am nächsten Tag bildete Prof. Simons Aufsatz »Value-Sensitive Design and Responsible Research and Innovation«. Besonders intensiv diskutiert wurde die Frage nach der Einbindung von spezifischen Werten sowie deren Auswahl und Gewichtung innerhalb des Prozesses der Technikgestaltung. Damit griff Prof. Simon auf ihren Abendvortrag zurück, in dem sie sich bereits dafür ausgesprochen hatte, Technikgestaltung als Gesellschaftsgestaltung zu betrachten.
Im zweiten Teil des Workshops wurden anhand Georges Canguilhems Schrift über »Das Normale und das Pathologische« die Bedeutung von Normen und Standards und deren Auswirkungen verhandelt. Im Fokus stand dabei die Frage nach der Begrenzung oder der Erweiterung unserer Möglichkeiten durch digitale Technologien und inwieweit die umfassende Formalisierung des Alltags durch das Digitale als Einschränkung verstanden werden kann.
In ihrer Forschung setzt Prof. Judith Simon sich ausführlich mit der Verschränkung ethischer, erkenntnistheoretischer und politischer Fragen im Kontext des Digitalen auseinander. Im Rahmen des Workshops bot sie nicht nur Einblicke in ihre Forschung, sondern auch in ihre Arbeit als Mitglied der Datenethikkommission sowie des Deutschen Ethikrates.