Nicht umsonst wird seit einem Jahrzehnt der Begriff der digitalen Revolution, einem Wandel aller Lebensbereiche durch digitale Technik, intensiv diskutiert. Ähnlich wie die industrielle Revolution, welche Grundlage für die Entstehung des Bauhauses war, wird auch die digitale Revolution neue Formen des Zusammenlebens sowie der Kunst und Gestaltung nach sich ziehen.
Die damit einhergehenden Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Öffentlichkeit und im Privatleben vollziehen sich in rasanter Geschwindigkeit. Neue Medien beeinflussen zunehmend Kommunikationsverhalten, Sozialisationsprozesse und Sprachkultur. Anwendungsbereiche und Entwicklungspotenziale von Künstlicher Intelligenz gehören genauso zu den Trends und offenen Zukunftsfragen wie unser Umgang mit den sozialen Medien, Big Data oder der flächendeckenden Überwachung. Dabei sind wir eine liebliche Liaison mit der Digitalität eingegangen, ohne dass wir uns schon jetzt über die Auswirkungen bewusst sind. Die Komplexität der Zusammenhänge schürt Ängste genauso, wie sie neue Utopien weckt.
Die Ausstellung »ALL DAY REVOLUTION – unsere Liebe Digitalität« will sich dieser inhaltlichen Bandbreite durch künstlerische Positionen annähern, wohlwissend, dass die einzelnen Positionen keinen universellen, sondern einen eher expliziten Zugang zu den jeweiligen Diskursen finden. So erforscht Thomas Hawranke in seinen Arbeiten die Wirkungsweise von Technologie auf Gesellschaft und zeigt mit der Installation »Grand Ape Town« eine digitale Großstadtutopie, aufbauend auf dem Videospiel Grand Theft Auto V, in welcher Mensch und Tier gleichberechtigt nebeneinander existieren. Die in einer IT-Firma entstandenen Zeichnungen von Adam Noack stellen, scheinbar überspitzt jedoch ziemlich authentisch, die neue digitale Arbeitsplatzkultur dar und sorgen mitunter auch für ein Lächeln auf den Lippen der Besucherin oder des Besuchers.
Genauso wie man sich in der Arbeit »Pig Simulator« von Stephan Isermann virtuell in die Realität eines Schweines hineinversetzen kann, ist es auch in der Arbeit von Tonio Mundry durch die Zuhilfenahme einer VR-Brille möglich, den traditionellen Bildraum einer Malerei zu verlassen und in den erweiterten dreidimensionalen Raum hinter dem Bild zu steigen. Durch die Schulung eines neuronalen Netzwerkes mit 80.000 Instagram-Fashion-Bildern hat Mundry darüber hinaus ein 24-Stunden-Video erzeugt, welches die universelle Sprache dieser Bilderflut herauskristallisiert. Über die Ästhetik einer technischen Kulisse verweisen Johannes Heinkes Fotografien auf den Drang des Menschen, das eigene Schicksal vorwegzunehmen und zu verbessern, unter Zuhilfenahme simulierter Prozesse und virtueller Realität. Max Albrecht beschäftigt sich in seinem Bitcoin-Automaten mit dem Hype der virtuellen Währungen, Katrin Steiger produzierte eine Modelinie mit einem digitalem Camouflage und Funny Josephine Dehnkamp befasst sich in ihrem Song und dazugehörigen Musikvideo auf poetische, jedoch sehr reduzierte Weise mit der Liebe im digitalen Zeitalter.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Max Albrecht, Fanny Josefine Dehnkamp, Samira Engel, Thomas Hawranke, Johannes Heinke, Stephan Isermann, Tonio Mundry, Adam Noack, Katrin Steiger, Marcus Sternbauer, Sirin Unmanee
Ausstellung des »Schaufensters Bauhaus100«
»ALL DAY REVOLUTION – unsere Liebe Digitalität«
30. August bis 13. Oktober 2019
EIGENHEIM Berlin, Kantstraße 28, 10623 Berlin-Charlottenburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 12 bis 19 Uhr, Eintritt frei
Eröffnung: Freitag, 30. August 2019, 19 Uhr
schaufensterbauhaus100.com
www.galerie-eigenheim.de