Das Bauhausgebäude in Dessau war am 7. März 1945 durch Fliegerbomben teilweise zerstört worden. Nach den kriegs- und nachkriegsbedingten Umbaumaßnahmen und der langjährig vernachlässigten Pflege hatte die Stadt Dessau zu Beginn der 1960er Jahre eine grundlegende Sanierung beschlossen. Doch bei dem Luftangriff waren auch alle originalen Baupläne verloren gegangen.
Aus diesem Grund fertigten im Sommer 1964 fünf Weimarer Architekturstudenten des dritten Studienjahres im Rahmen ihres Berufspraktikums eine Bauaufnahme der Gebäude an. Das Aufmaß leiteten der Weimarer Professor und Bauhaus-Schüler Konrad Püschel und der Dessauer Stadtarchitekt Karlheinz Schlesier an. Die Studenten dokumentierten sämtliche Grundrisse und alle Fassaden, die durch Umbauten verändert worden waren. In einem Raumbuch erfassten sie alle aus der Bauzeit erhaltenen Fenster, Türen, Fußböden, Fensterbänke, Heizkörper, Beleuchtungskörper und Einbauschränke. Später erwiesen sich das Aufmaß und die Dokumentation von unschätzbarem Wert für die Spurensuche, die Datierung und die bauhistorischen Untersuchungen im Vorfeld der Rekonstruktion von 1976.
Von der Originalpublikation existieren nur drei Exemplare, eine davon hütete der Dessauer Stadtarchitekt Karlheinz Schlesier bislang in seinem Privatarchiv. Als er im Oktober 2016 am Internationalen Bauhaus-Kolloquium teilnahm, besuchte er in diesem Rahmen auch die Ausstellung »Prolog«. Die Ausstellung hatte die Rekonstruktion des Dessauer Bauhausgebäudes zum Inhalt und wurde kuratiert von Dr. Norbert Korrek, Kommissarischer Leiter der Professur Theorie und Geschichte der Modernen Architektur, an der Fakultät Architektur, und Dr. Christiane Wolf , Leiterin des Archivs der Moderne.
Als Würdigung dieser Ausstellung fasste Karlheinz Schlesier den Entschluss, Aufmaß und Dokumentation der Bauhaus-Universität Weimar zu schenken und wird das Konvolut am Freitag, 24. Februar 2017, um 9.30 Uhr im Archiv der Moderne übergeben.
»Von dem Aufmaß haben sich drei Exemplare erhalten. Eins befindet sich im Besitz der Stadt Dessau, eins ist im Nachlass von Konrad Püschel erhalten und eins wurde Karlheinz Schlesier damals übergeben. Dieses erste von drei Exemplaren will er an seinen Ursprungsort zurück geben«, freut sich Dr. Christiane Wolf über die Schenkung.
Das Aufmaß kann im Archiv der Moderne eingesehen werden. Zusammen mit den noch erhaltenen Aufmaßplänen ist das Konvolut nun endlich wieder vollständig.