Prof. Rudolf, Professor für Bauformenlehre und Dekan der Fakultät Architektur und Urbanistik, erläutert: »Mögliche Standorte für unsere architektonischen Interventionen sind solche, die mit dem Staatlichen Bauhaus in Weimar in Verbindung stehen: Wohn-, Wirkungs- oder Repräsentationsorte der ehemaligen Bauhäusler. Dazu zählen neben heutigen Universitätsgebäuden auch die Kunsthalle Harry Graf Kessler am Goetheplatz, das Tempelherrenhaus im Ilmpark, das Haus Am Horn oder das Wohnhaus von Oskar Schlemmer in der Prellerstraße 14. Wir wollen mit diesen Mikroarchitekturen in die Stadt Weimar hinein Wirkung entfalten.«
Fast 100 Erstsemester-Studierende im Bachelorstudiengang Architektur und im Masterstudiengang MediaArchitecture hatten im vorangegangenen Wintersemester das Thema zunächst einzeln bearbeitet. In einem nächsten Schritt wurden die Ideen schrittweise zu sechs sehr unterschiedlichen Entwurfskonzepten zusammengeführt: Ein Entwurf sieht ein Wegenetz mit Vernetzungsfäden vor, ein anderer setzt auf Lichtrahmen, andere wiederum zeigen eine Pavillonarchitektur mit Farbraum und Urban Gardening-Flächen, ein weiterer arbeitet die Idee einer begehbaren Klanginstallation aus.
Einsteigen in Gropius' Raumphilosophie
Eine sechsköpfige Gruppe hat sich unter anderem mit dem ehemaligen Direktorenzimmer im Hauptgebäude der Universität beschäftigt. Der studentische Entwurf ermöglicht es, in Gropius‘ Philosophie vom Raum sprichwörtlich »einzusteigen«. In dem 1923 von Gropius gestalteten, in den 1990er Jahren rekonstruierten Gropiuszimmer verbindet sich die künstlerische Zusammenarbeit verschiedener Werkstätten mit den fortschrittlichen Gestaltungsansätzen des Bauhaus. »Uns haben die Raumästhetik mit ihrer geometrischen Struktur und die vom Handwerk als Ideal gekennzeichnete Raumidee fasziniert. Unser Modell basiert auf ineinander verschränkten Quadern aus Aluminiumprofilen, an die Textilbänder als Informationsträger gespannt sind«, so Diana Buterus, eine der am Projekt beteiligten Studierenden. Bei der Umsetzung ist das Team auch auf Ideen der anderen Gruppen eingegangen: So basiert beispielsweise das Konstrukt des Mobiliars auf den Modulen der Lichtkuben-Gruppe oder greifen charakteristische Elemente des Einrichtungsdesigns durch das Auf- und Abtauchen oder Umknicken den Vernetzungsfaden auf. »Die positive Rückmeldung unserer Betreuer hat uns ermutigt, den Raum zur summaery auch tatsächlich zu bauen. Allerdings mussten wir das Modell für den Bau vereinfachen und umplanen, weil Zeit und Geld fehlten. Ein umfangreiches Sachsposoring von Holz und Folienstreifen ermöglicht uns eine kurzfristige Realisierung«, ergänzt die angehende Architektin.
»Bauhaus-Oase« zur summaery2018
So wird eine »Bauhaus.Oase« nun doch noch zur Wasserstelle: Zur Eröffnung der summaery wird sie als Bar betrieben. An den nachfolgenden Tagen können Gäste dort Ruhe tanken und die Eindrücke der summaery verarbeiten. Denn außer dieser gebauten »Bauhaus.Oase« warten vom 12. bis 15. Juli 2018 auch die anderen Entwürfe der »Bauhaus.Oasen« im Hauptgebäude und über 200 weitere Projekte der Universität auf dem Campus und in der Stadt auf einen Besuch. Zur summaery gilt es, Begeisterung für die »Bauhaus.Oasen«-Ideen zu wecken – bei Besucherinnen und Besuchern wie auch bei möglichen Förderern und Kooperationspartnern mit Blick auf das Jubiläumsjahr 2019. Ob und in welcher Form dann eine Zusammenarbeit zur Stadtmöblierung mit der Stadt Weimar zustande kommt, werden weitere Gespräche in den nächsten Monaten zeigen. Für 2019 bleibt zu hoffen, dass die Entwürfe sich nicht als Fata Morgana erweisen.