Wie viele andere medientechnische Neuerungen wurde der Film im Bauhaus grundsätzlich begrüßt, in verschiedenen Formen experimentell erprobt und zur Außendarstellung genutzt. Dennoch führte der Film – insbesondere in der nachträglichen Bauhaus-Rezeption – ein relatives Schattendasein im Vergleich zu anderen Kunstsparten und es hielt sich lange Zeit die Auffassung, es hätte keine eigentlichen Bauhaus-Filme gegeben. Tatsächlich hatten Walter Gropius und László Moholy-Nagy vergeblich versucht, eine »Versuchsstelle für Filmkunst« am Bauhaus einzurichten. Dennoch spielte der Film insbesondere in der Programmatik der Schule eine große Rolle, die auf eine, wie Gropius sagte, »Wissenschaft des Sehens« zielte.
Der Korpus der »Bauhausfilme« ist in den letzten Jahren dank intensiver Recherche weiter angewachsen und umfasst mittlerweile Arbeiten von 25 Künstlerinnen und Künstlern des staatlichen Bauhauses. Die produzierten Filme lassen sich in drei Schwerpunkte gliedern: Filme der Reformarchitektur, sozialkritische dokumentarische Reportagen und abstrakte Filmexperimente. Letztere demonstrieren in ihrer Verbindung mit Bühnenaufführungen, Lichtprojektionen und ungewöhnlichen Projektionsflächen die durchwegs hybride Konzeption des Films am Bauhaus. Das macht auch ihre bestechende Aktualität in unserer Zeit aus: Der Film hat sich längst aus dem klassischen Kinoraum verabschiedet und taucht in einer Vielzahl von Vorführkontexten wieder auf.
Ein besonderes Augenmerk der Tagung »Bauhaus + Film. Neue Perspektiven« liegt zudem auf den Frauen, die Filmproduktionen am Bauhaus durchgeführt und unterstützt haben. Ihre Mitwirkung war in der bisherigen Bauhaus-Forschung kaum anerkannt worden, sodass die wissenschaftliche Aufarbeitung ihrer filmkünstlerischen Arbeiten erst in jüngster Zeit vertieft wurde.
Bei der Tagung werden neben Fachvorträgen internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Bauhaus-Filme präsentiert. So wird von Dienstag, 2. April 2019, bis zum Donnerstag, 4. April 2019, jeweils um 17 und 19 Uhr die parallel zur Tagung laufende Filmreihe im Kino mon ami angeboten. Für angemeldete Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung ist der Kinoeintritt frei. Die Filmreihe umfasst Bauhaus-Filme darunter einige erst kürzlich in Archiven entdeckte, aber auch neuere Dokumentarfilme zu Studierenden und Lehrenden des Bauhauses. Gefördert wird die Tagung von der Ernst-Abbe-Stiftung Jena und die Filmreihe von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Die Anmeldung zur Tagung ist per E-Mail bei claire.mueller(at)uni-weimar.de möglich.
Weitere Informationen zu Tagung und Programm erhalten Sie auf der Website der Professur: https://www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/medienwissenschaft/europaeische-medienkultur/bauhaus-film-neue-perspektiven/
Organisiert wird »Bauhaus + Film. Neue Perspektiven« von Jun.-Prof. Dr. Eva Krivanec, Juniorprofessur für Europäische Medienkultur, Fakultät Medien, gemeinsam mit Thomas Tode, Filmwissenschaftler und Filmemacher, Hamburg.
Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Eva Krivanec
Juniorprofessur für Europäische Medienkultur
Bauhausstraße 11, R. 209
99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43/58 37 05
E-Mail: eva.krivanec[at]uni-weimar.de