Stummfilm-Retrospektive »Überreizung der Phantasie« entdeckt historischen Kinoalltag neu

Die erfolgreiche Weimarer Stummfilm-Retrospektive »Schock der Freiheit« geht zum Kunstfest Weimar vom 2. bis 10. September 2020 in die zweite Runde. Die Bauhaus-Universität Weimar, das Weimarer Stadtarchiv, das Lichthaus-Kino und das Kunstfest Weimar lassen das Weimarer Kinojahr 1920 unter dem Titel »Überreizung der Phantasie« Revue passieren.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe können Besucherinnen und Besucher den lokalen Kinoalltag von vor hundert Jahren entdecken. Einen ersten Einblick bietet ein Screening des Films »Anna Boleyn« im Weimarer Lichthaus-Kino am Sonntag, 5. Juli 2020, ab 20 Uhr.

In sorgfältiger Archivarbeit hat die Dozentur Film- und Medienwissenschaft der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar anhand von 463 Kinoanzeigen in der »Weimarischen Landeszeitung Deutschland« Spielpläne aus dem Jahr 1920 für die beiden Weimarer Kinos »Scherffs Lichtspielhaus« und »Reform Licht-Spiele« inklusive Vorführzeiten und -häufigkeiten nahezu vollständig rekonstruiert. Dieses Jahr ist filmhistorisch so bedeutend, da in diesem das Reichslichtspielgesetz verabschiedet wurde. Filme wurden somit durch die juristische Fixierung als Massenmedium anerkannt. Folgende Skandale und Zensurakte regten wiederum öffentliche Debatten rund um das Medium an. Bei der »Überreizung der Phantasie« handelt es sich um eine eindrückliche Formulierung aus dem Gesetzestext, die der II. Weimarer Stummfilm-Retrospektive ihren Rahmen gibt.

»Von italienischen Heldenepen bis zu frühen Science-Fiction-Filmen« – Das Weimarer Leinwandgeschehen war überaus reicher, als es die Konzentration auf die bekanntesten Werke ahnen lässt. Statt der klassischen Blockbuster der großen Filmschaffenden, zeigen wir daher im Rahmen der II. Stummfilm-Retrospektive bisher unbekannte und somit überraschende Beiträge«, schildert Dr. Simon Frisch, Dozent an der Fakultät Medien. Alle Filme werden von international renommierten Stummfilm-Musikern live begleitet, darunter John Sweeney (Großbritannien), Richard Siedhoff (Deutschland), Mykyta Sierov (Ukraine) und Günter A. Buchwald (Deutschland). Getreu der historischen Vorführungspraxis bilden dokumentarische Wochenschauen aus dem Bundesarchiv eine Ergänzung zu den filmischen Beiträgen.

Für die Stummfilm-Retrospektive arbeiten verschiedene Bereiche der Universität zusammen, so unterstützt die Fachreferentin für Medienwissenschaften der Universitätsbibliothek, Dr. Katrin Richter, sowohl fachlich als auch organisatorisch die Stummfilm-Retrospektive.

Der außerprogrammliche Auftakt findet am Sonntag, 5. Juli 2020, 20 Uhr, im Lichthaus Kino statt. Eingeführt durch den Stummfilmpianisten Richard Siedhoff und Gerrit Heber, wird Ernst Lubitschs Historiendrama »Anna Boleyn« in einer Sonderaufführung gezeigt. Die mit 8,5 Millionen Mark bis dato teuerste Ufa-Produktion wurde 1920 nicht, wie damals üblich, in der Filmhauptstadt Berlin, sondern im vom Fotografen und Filmpionier Louis Held eröffneten Weimarer »Reform Licht-Spiele« in der Marienstraße 1 uraufgeführt.

Screening: »Anna Boleyn«

5. Juli 2020, ab 20 Uhr
Lichthaus Kino
Am Kirschberg 4, 99423 Weimar

Veranstaltungsreihe: II. Stummfilm-Retrospektive »Überreizung der Phantasie«
2. bis 10. September 2020

Karten & Programm: www.kunstfest-weimar.de
Veranstalter: Dozentur Film- und Medienwissenschaft der Fakultät Medien, Universitätsbibliothek Bauhaus-Universität Weimar, Lichthaus Kino, Stadtarchiv Weimar und Kunstfest Weimar

Gefördert durch: Thüringer Staatskanzlei, Sparkassenstiftung Weimar-Weimarer Land, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Stadt Weimar, Weimarer Republik e.V. (gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Bauhaus-Universität Weimar

Kontakt:

Dr. Simon Frisch
Dozentur Film- und Medienwissenschaft
Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar
Tel.: +49 (0) 3643 / 58 37 37
E-Mail: simon.frisch@uni-weimar.de

Dr. Katrin Richter
Universitätsbibliothek
Tel.: +49 (0) 3643 / 58 28 03
E-Mail: katrin.richter@uni-weimar.de